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Ratgeber Loch im Hemd BÜFA Cleaning

Loch im Hemd - Peter Schwarz klärt auf!

Immer häufiger reklamieren Kunden ihre Hemden nach der Pflege in der Textilreinigung. Die Gründe sind mitunter nicht saubere Kragen, ab- oder aufgescheuerte Manschetten sowie Risse nach dem Finish. Bei diesen Oberflächenveränderungen handelt es sich in der Regel um gebrauchs- oder alterungsbedingte Vorschädigungen, die durch den Pflegeprozess offenkundig werden. Eine Manschette scheuert sich beispielsweise durch eine Uhr oder Kette auf, nicht aber durch das einmalige Tragen oder durch die Wäsche selbst.

Bei der Untersuchung des heutigen Schadens geht es um Löcher, die nach einer Waschbehandlung im Oberstoff plötzlich auftreten ohne, dass sie in der Warenschau festgestellt worden sind. Es stellt sich zunächst die Frage, ob eine Wäsche Löcher verursachen kann. Zur Untersuchung wird ein kariertes Hemd vorgelegt. Hierbei handelt es sich um ein übliches Sporthemd aus 100% Baumwolle, ohne Pflegeleicht-Ausrüstung und waschbar bei 40°C (Schonwäsche).

Das Hemd wurde in der Textilreinigung mit einem handelsüblichen Buntwaschmittel gewaschen. Der Kragen wurde mit einer Anbürstlösung vordetachiert. Nach der Wäsche wurde das Hemd im Trockner kurz vorgetrocknet und auf einer Hemdenpuppe gefinisht. In der Endkontrolle sei die Beschädigung aufgefallen. Der Kunde hat eine Verursachung in seinem Verantwortungsbereich ausgeschlossen und verlangt nun Schadensersatz.

Die Beschädigung befindet sich auf der rechten Vorderseite im unteren Drittel auf der Höhe des untersten Knopfes. Wird das Hemd in der Hose getragen, ist dieser Teil nicht sichtbar. Lediglich bei einer legeren Trageweise über der Hose können Beschädigungen im Trageprozess entstehen. Der Kunde behauptet, Hemden grundsätzlich in der Hose zu tragen.

Bei genauerer Betrachtung der Schadensstelle fällt auf, dass neben der 2 Cent großen Lochschädigung auch hellbeigefarbene Verfärbungen sichtbar sind. Diese haben teilweise eine tropfenförmige, nach unten gerichtet Form. Neben der Lochschädigung ist ein ca. 4 cm langer Riss zu sehen. Auffällig ist, dass die Kanten der Lochschädigungen und der abstehenden Fasern der Rissschädigung ausgefranst sind. Die Faserenden sind ebenfalls beigefarben verfärbt.

Die Verfärbungen und die unmittelbaren Bereiche der Kanten der Lochschädigung zeigen allgemeine Vermorschungen. Im Daumentest konnte die Brüchigkeit nachgewiesen werden, da die Fasern in Kett- und Schussrichtung reißen. Mit dem Auflichtmikroskop und einer 30-fachen Vergrößerung konnte festgestellt werden, dass die Oberfläche der hellbeigefarbenen Verfärbungen moosig erscheinen und intensive Faserfibrillierungen aufweisen. Eine pH-Wertmessung mit Lackmuspapier ergab eine für Baumwolle neutralen Wert von 8. Darüber hinaus konnte mit Kaliumjodidstärekpapier kein freies Chlor festgestellt werden. Die mikroskopischen Bilder im Auf- und Durchlicht bei einer 100-fachen Vergrößerung zeigen, dass die Faserenden eine pinselartige Form besitzen und stark ausgefranst sind.

In der UV-Lichtanalyse zeigt sich eine dunklere Fluoreszenz an den Stellen, die bei Tageslicht eine hellbeige Verfärbung zeigen sowie im Kantenbereich der Lochschädigung. Die weißen Stellen im Karomuster weisen eine deutliche weißliche Fluoreszenz auf. Dies bedeutet, dass die Textilreinigung ein Waschmittel mit optischem Aufheller genutzt hat.

Zur weiteren Untersuchung wurden zwei Präparate für die Mikroskopie angefertigt:

  • Fasern einer unbeschädigten Stelle
  • Fasern der geschädigten Stelle, um einen direkten Vergleich zu haben

Durch die Einbettung in Natronlauge konnte keine korkenzieherähnliche Verdrehung mehr festgestellt werden. Auch war eine Pilzkopfbildung nicht mehr zu erkennen. Dafür zeigte sich eine teilweise völlige Zerstörung der Cellulosestruktur, indem sich kleine Bruchstücke gebildet haben.

Dieses mikroskopische Bild ist typisch für eine chemische Schädigung durch Säure. Es stellt sich die Frage, ob diese Schädigung in einer Bearbeitungsstufe der Textilreinigung entstanden sein kann.

Da lediglich der Kragen angebürstet, keine Detachiermittel eingesetzt und keine Nachdetachur erfolgt ist, kann eine Schädigung in der Textilreinigung ausgeschlossen werden.

Aussehen, Lage, Erscheinungsbild und die Ergebnisse der Untersuchung lassen den Schluss zu, dass es sich um eine gebrauchsbedingte Vorschädigung handelt, die durch den Pflegeprozess offenkundig geworden ist. Der Besitzer des Hemdes muss eine Faserstoff-zerstörende Substanz auf das Hemd bekommen haben. Die Flüssigkeit hat längere Zeit auf die Faser eingewirkt und sie dabei vermorscht.

Folglich hat der Kunde das Hemd doch über der Hose getragen oder es hat auf einer benetzten Stelle gelegen. Die tropfenartige Form und der nach unten gerichtete Verlauf deuten jedoch eher auf ein Auftropfen im Trageprozess. Durch den anschließenden Pflegeprozess sind die vorgeschädigten Faseranteile teilweise aus dem Garnverbund herausgefallen.

Derartige Vorschädigungen sind in der Regel nicht vollumfänglich zu erkennen. Lediglich die mit einer chemischen Schädigung einhergehende Verfärbung hätte unter Umständen in der Warenschau erkannt werden können.

Bitte denken Sie daran, auch bei Hemden eine Warenschau durchzuführen. Leider erfolgt in vielen Textilreinigungen aufgrund der Menge von Hemden keine ausreichende Warenschau. Nur wer eine eindeutige Ablauforganisation und Verfahrenssicherheit gewährleisten kann, ist bei Reklamationsgesprächen mit dem Kunden ausreichend gerüstet.